19. April 2023

Vorbereitung auf die Sprint Weltmeisterschaft in Szeged

Unser Trainer fuhren mit unserem Equipment, das heisst Boote und sämtliches Material mit dem Auto nach Szeged und wir Athleten durften das Flugzeug nach Budapest nehmen. In Budapest holten uns unsere Nationaltrainer ab und brachten uns nach Szeged. Genau dort fand meine erste Sprint Weltmeisterschaft statt. Viele schöne und grossartige Erinnerungen verknüpfe ich mit Szeged.

Tamas, unser wertvoller Trainer

Tamas, so heisst einer unserer Trainer, war früher ein erfolgreicher ungarischer Trainer. Er konnte mit seinen Kanuten an den paralympischen Spielen teilnehmen. Er ist nicht nur Berufstrainer, sondern auch geprüfter Sportmasseur. Tamas ist für den Schweizer Kanusport ein Glücksfall und ich bin sehr froh, dass er vor allem in Romanshorn Trainer ist.

Ankunft und Trainingsstart in Szeged

Wir durften nach unserer Anreise zuerst unsere Unterkunft beziehen. Es waren verschiedene Appartements. In diesem Lager waren auch unsere RLZ-Athleten dabei. Ich geniesse es jeweils, wenn die jüngeren mit von der Partie sind. Es herrscht eine Stimmung wie in einer fröhlichen turbulenten Grossfamilie. Bereits am Nachmittag startete der Trainingsalltag. Wir trainierten die ersten Tage beim grössten Kanuclub von Szeged. Leider waren die Wetterbedingungen in keiner Art und Weise optimal. Es windete und war bitterkalt und auch der Fluss hat eine Strömung, die uns behinderte. Deshalb entschieden unsere Trainer, dass wir unseren Trainingsort wechseln mussten.

Spannende Erlebnisse und Selektionstage

Wir fuhren nun jeden Tag mit unseren Autos zur nahe gelegenen internationalen Regattabahn von Szeged. Diese Anlage lässt jedes Kanutenherz höherschlagen. Sie ist sozusagen der Rolls Royce unter den Rennanlagen. Dazu gibt es noch eine lustige Begebenheit zu erzählen. Wie bereits geschrieben, fuhren wie täglich zur stark bewachten Regattabahn. An einem Tag war ein anderer Sicherheitsbeamter anwesend. Dieser wollte uns Schweizer nicht passieren lassen. Er war gelinde gesagt sehr arrogant und unfreundlich. Unser Schweizer Trainer rief daraufhin Tamas an und reichte dem verdutzten Wächter das Handy. Man hätte sein Gesicht filmen sollen. Es war sehr lustig, zu sehen wie die Mimik von abweisend, böse zu kleinlaut und zuvorkommend wechselte. Auf einmal waren wir keine lästigen Eindringlinge mehr, sondern VIP-Kunden.

Intensives Training und Zukunftspläne

Die Trainingsalltage liefen immer nach dem gleichen Muster ab. Sieben Uhr dreissig wurde in der Bäckerei im Untergeschoss unseres Wohnkomplexes gefrühstückt. Anschliessend fuhren wir zum ersten Training. Pro Tag absolvierten wir drei Trainings. Tönt für den Uneingeweihten nach wenig, ist aber eine gewaltige körperliche Belastung. Ich bin sehr zufrieden mit diesem Lager. Mein Körper konnte die Trainings gut verkraften und ich hatte keine Beschwerden. Nach den Ostertagen fanden unsere internen Selektionstage statt. Ich konnte mich für den K2 über 500 und 1000 Meter zusammen mit meinem Romanshorner Kanukollegen selektionieren. Wir sind ein gutes Team. Silvan kennt nur wenig Nervosität in der Startsituation. Dies wird uns, da er auf Grund seiner geringeren Körpergrösse, vorne im Kajak sitzt, einen guten Start ermöglichen. Ich werde unserem Duo mit meiner Kraft und Durchhaltewillen sicher über die Ziellinie helfen. Es steckt also viel Potenzial in dieser Kombination. Wer den 5000 Meter an der EM paddeln darf, ist noch offen. Dies wird wahrscheinlich an der internationalen Regatta in Bratislava entschieden. Meine Chancen sind jedenfalls gut.

Ausblick und weitere Pläne

Nach den Selektionstagen folgten nochmals intensive Trainingstage. Als Top Neuigkeit möchte ich in diesem Bericht noch mitteilen, dass unser Nationaltrainer entschieden hat, dass ich mich für die Teilnahme an der Marathon- WM in Dänemark selektioniert habe. Das heisst, ich werde Ende August mit Tim Müller nach Dänemark reisen und am coolsten Langstrecken Event in der Kanuwelt teilnehmen. Erwähnen möchte ich noch den ungarischen Strassenverkehr. Als Neulenker kenne ich die Strassenregeln immer noch sehr gut. Dieses Wissen nützt aber auf ungarischen Strassen nichts. Hier gilt das Gesetz des Stärkeren. Wer zögert, hat hier verloren. Fussgängerstreifen dienen den Autos als abrupte Bremslinie. Die Devise dem Fussgänger durch kontinuierliches Abbremsen zu zeigen, dass man ihn gesehen hat, kennen die Ungaren nicht. Man rast lieber in voller Geschwindigkeit auf den Strassenüberquerer zu und bremst im letzten Moment ab. So zu sagen ungarisches Strassen-Roulette. Am Samstag ging es zurück in die Schweiz. Den Sonntag verbrachte ich zuhause und erledigte einige Arbeiten für die Gewerbeschule. Ich bin froh, jetzt eine Zeit der Ruhe vor mir zu haben. Dies meine ich mit einem zwinkernden Auge. Ruhe bedeutet für mich jeden Tag neben meiner Arbeit als Zimmermannslehrling die Trainings auszuführen. Mein Trainingsalltag wird neu durch Tamas bestimmt. Er schreibt zusammen mit unserem anderen Nationaltrainer die Pläne. Ich werde pro Woche sicherlich zweimal im K2 trainieren. Je nach Wellengang nicht in Romanshorn, sondern in Altenrhein. Dort ist das Gewässer auch bei schlechtem Wetter sehr ruhig. Eine weitere Änderung für die Zeit bis zur EM, WM und Marathon- WM wird sein, dass ich nicht mehr freitags und samstags in Rapperswil trainiere, sondern nur noch am Freitag. So kann ich am Samstag mit Silvan unseren K2 perfektionieren. Die nächsten wichtigen Termine: Am 25. Mai findet in Bratislava die internationale Regatta statt. Dann folgt ein Trainingslager in Slowenien. Anfangs Juli findet die WM in Auronzo statt, Ende Juli wird die WM in Portugal durchgeführt und der krönende Abschluss wird für mich in Dänemark die Marathon Weltmeisterschaft sein.