Author Archives: HannemannMediaAG

28. Mai 2023

Belastender Start

Nach dem sehr leistungsfördernden Trainingslager in Szeged, konnte ich auf Grund einer starken Stirnhöhlenentzündung nicht am Selektionswettkampf in Bratislava teilnehmen. Dies war für mich eine herbe Enttäuschung, denn in Bratislava fand die Selektion unter uns Schweizer Athleten für meine Lieblingsdistanz über 5000m statt. Nach meiner Genesung nahm ich durch meinen Trainer und Sportarzt begleitet das Training wieder auf, um möglichst schnell und effizient meine Topform zu erreichen. Natürlich musste ich dieses Training in meinen Arbeitsalltag integrieren. Ich besuchte für eine Woche den überbetrieblichen Kurs in Wattwil. Um möglichst Zeitressourcen zu sparen, übernachtete ich in dieser Woche bei einem Teamkollegen in Rapperswil. Es ist immer wieder schön, dass die Unterstützung unter uns Kanuten eine Selbstverständlichkeit ist. Das Thema des Kurses war das korrekte Bedienen und Fahren eines Front- beziehungsweise eines Seitenstaplers. Wirklich eine spannende Woche.

U23 Weltmeisterschaft in Auronzo

Nach dieser Rapperswil- intensiv- Woche hatte ich zuhause nur wenige Tage des Alltags vor mir, bevor ich meine Koffer erneut packen musste und an den internationalen Wettkampf nach Auronzo reiste. Auronzo war sowohl für die teilnehmenden Athleten wie auch für die Organisatoren ein Testwettkampf. Denn in Auronzo, ein wunderschönes Bergdorf in Oberitalien, fand die diesjährige U23 Weltmeisterschaft statt. Der Testwettkampf war ein voller Erfolg für mich. Ich konnte zeigen, dass ich meine Leistungsfähigkeit wieder gänzlich erreicht hatte. Leider gab es keine U23, sondern nur eine Herren- Elite Kategorie, was bedeutete, dass wir gegen 10 Jahre ältere Sportler antreten mussten. Trotz dieser Altersdifferenz, und somit auch Unterschiede in der körperlichen Entwicklung, konnten wir zeigen, was in uns steckt. Silvan, mein Zweierpartner, und ich erzielten auf 1000m den 4. und über 500m den 7. Platz. Wenn man die Rennen sehr genau analysiert, verliefen sie nicht ganz perfekt. Unser K2-Boot startete in dieser Zusammensetzung noch nie an einem internationalen Rennen. Es war also unsere Premiere.

Silber im Kajak Vierer

Die fehlende Routine erhöhte unsere Nervosität. Ein gewisses Mass an Nervosität ist sehr gut, denn das ermöglicht eine bessere Leistung. Doch in einem Sport wie das Paddeln bedeutet zu viel mentale Unruhe auch, dass das Kajak unruhiger wird. Trotzdem waren wir sehr zufrieden am Ende des Wettkampfes mit unserer Rangierung. Im Kajak Vierer konnten wir Silber mit nach Hause nehmen. Was für ein Gefühl in der neuen Stärkeklasse gegen viel Ältere, solch einen Platz zu erreichen. Die Schweizer Kanu- Sport-Welt ist in Vergleich zu anderen Nationen sehr klein, aber nichtsdestotrotz beachtet man uns international immer mehr und zeigt uns, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Von Auronzo aus reisten wir direkt nach Slowenien. Dort trainierten wir zusammen mit dem slowenischen Nationalteam. Mein persönlicher Schwerpunkt lag in der Perfektionierung des K2ers und des K4ers.

Lösung der Schulterprobleme

Immer die anstehende WM in Auronzo beziehungsweise die EM in Portugal vor Augen, trainierten wir sehr engagiert und fleissig. Ich durfte auch die Früchte meines Trainings ernten oder in Sportlersprache übersetzt, ich verbesserte meinen Speed um 2km/h und verfeinerte meine Paddeltechnik. Es löste sich auch das Rätsel meiner Schulterprobleme. Der Verursacher war ein Wirbel meiner Wirbelsäule. Dieser wird durch die Verhärtung meiner Schulterblattmuskulatur leicht auf die linke Seite gedrückt. Diese Verschiebung schränkt die Bewegungsfreiheit der linken Schulter ein. Klingt dramatisch ist es aber nicht. Dank dem Leistungssport lerne ich meinen Körper sehr genau kennen. Ich werde sicherlich keine Zivilisationskrankheiten auf Grund falscher Ernährung und Bewegungsmangel forcieren. Ich bin fest davon überzeugt, mein Sport hilft mir, längerfristig gesund zu bleiben und ermöglicht mir auch eine vielseitige Lebensschulung zu bekommen. In der letzten Woche zuhause vor der Weltmeisterschaft von Auronzo, ging es am Mittwochnachmittag für ein Leistungstest nach Zürich in die Schulthess Klinik. Dieser dient für eine Kontrolle des aktuellen Leistungsniveaus vor der WM.

Erfolgreiche Teilnahme an der Weltmeisterschaft in Auronzo

Für mich war dieser ein voller Erfolg und zeigte, wie gut ich in Form bin. Mit der Teilnahme an der Weltmeisterschaft in Auronzo war der Moment der Wahrheit gekommen. Würden Silvan und ich in der neuen Stärkeklasse bestehen können? Waren wir gut genug vorbereitet? Alles Fragen, die uns in den Tagen vor dem ersten Rennen beschäftigten. In dieser Zeit ist es wichtig, diesen Fragen nicht zu viel Raum zu geben, denn Selbstzweifel sind nie ein guter Ratgeber. Und wirklich; Silvan und mir gelang eine sehr gute Teilnahme. Wir konnten uns über Vorlauf, und Semifinalteilnahme schliesslich einen Platz im B-Final über 1000m sichern. Der Start verlief sehr gut. Wir konnten unsere Position während des Rennens auch halten und erreichten den sechsten Platz. Das bedeutet im World-Ranking befinden wir uns auf dem 15. Platz. Als jüngstes Boot haben wir noch einige Jahre Zeit in der U23, um auf der Rankingliste weiter nach oben zu kommen. Der Anfang ist gemacht.

Weiterer Kurs und Vorbereitung auf die EM in Portugal

Ich verliess die WM einen Tag vor meinen Schweizer Kollegen, da zuhause Pflichten eines Zimmermannslehrlings auf mich warteten. Das heisst ich durfte einen Treppenbaukurs besuchen. Vielleicht denkst du, wenn du dies liest, schon wieder ein überbetrieblicher Kurs? Diese Kurse sind wichtig, um gezielt das Zimmermannshandwerk zu erlernen. Treppenbaukurs bedeutet nicht, dass man ein kleines Treppenmodell herstellt, sondern ich fertigte wirklich eine Treppe 1:1, bestehen aus Treppenwangen, vier Tritten mit Futterbretter und einem Geländer an. Zimmermannskunst ist stabile Kunst! Zwischen überbetrieblichem Kurs und der Teilnahme an der Europameisterschaft in Portugal lagen nur wenige Tage. Diese Tage waren angefüllt mit Training und normalem Arbeitsalltag. Leider sorgt ein plötzlicher Rücktritt eines Rapperswiler Teamkollegen für eine grosse emotionale Unruhe im Schweizer Team. Ich verstehe den Athleten und seine Beweggründe für seinen Entschluss. Nur leider hat dies auch Konsequenzen für mich und die anderen. Die Teilnahme des K4 an der EM wurde zunichte gemacht. Aus meiner Sicht schade, wir hätten gute Chancen gehabt.

Vorbereitung und Rennen in Portugal

Aber wie so oft, hilft jammern nichts. Nach vorne schauen und das Positive suchen, bringt einem weiter. Durch den Wegfall des Kajak Vierers konnten Silvan und ich im K2 sowohl über 500m als auch über 1000m starten. Die Reise von der Schweiz an den Austragungsort in Portugal dauerte sage und schreibe 12 Stunden. Es war Ferienzeit und entsprechend sehr viel los am Flughafen, was zu erheblichen Verspätungen geführt hat. Da muss man sich schon die Frage über Sinn und Unsinn des Fliegens stellen. Eine schwierige Frage und wenn ich ehrlich bin, finde ich keine allgemeingültige Antwort. In Portugal hatten wir Zeit uns zu akklimatisieren und die ersten Trainings dienten der Erkundung der Bedingungen. Silvan und ich paddelten in unserem ersten Rennen über 1000 Meter locker ins Semifinal. Über 500m reichte es nicht. Wir verpassten die Semifinalteilnahme um 9 Zehntelsekunden. Am Freitag hatten wir unser Semifinal-Rennen über 1000m. Ich denke es war wohl das beste Rennen der ganzen Saison. Wir beide, Silvan mein Zweierpartner und ich, konnten unsere absolut beste Leistung abrufen.

Erfolgreiche Teilnahme an den Meisterschaften

Hätte es einen B- Final gegeben, hätten wir die Qualifikation locker geschafft und der A-Final Qualifikation stand auch nicht mehr viel im Weg. Für mich verliefen beide Meisterschaften, WM wie auch EM, besser als ich es mir erhofft hatte. Denn in allen Rennen konnten wir mit der Weltspitze mithalten. Und nun wissen wir, in welchen Bereichen wir noch arbeiten müssen. Ich freue mich sehr auf die Marathon Weltmeisterschaft, welche Ende August in Dänemark stattfindet.